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Digitale Tafeln im Praxistest: Was bringen ViewBoards im Klassenzimmer?

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Digitale Tafeln im Praxistest: Was bringen ViewBoards im Klassenzimmer?

Welche Vorteile hat die digitale Tafel im Unterricht? Wie lässt sie sich in den verschiedenen Fächern am besten einsetzen? Das haben Studierende der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg anhand des ViewBoards von ViewSonic untersucht. Das Wichtigste vorab: Interaktiv sollte die Arbeit mit dem digitalen Board im Fachunterricht gestaltet werden. Außerdem forderten die angehenden Lehrkräfte schon im Studium mehr Zeit und Möglichkeiten, um sich mit Hard- und Software für den Unterricht auseinanderzusetzen und die Anwendung zu üben.

Was wurde untersucht?

Die Forschungslage zum Thema digitale Tafel ist spärlich, befindet Ines Oldenburg, Professorin für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Didaktik des Sachunterrichts an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Grund genug, um mit Studierenden des Masterstudiengangs im Lehramt wissenschaftliches Neuland zu betreten und digitale Displays einem Praxistest zu unterziehen. So brachten zwei Forschungsseminare im Modul „Medienbildung und Digitalisierung“ ein Semester lang den EdTech-Experten ViewSonic, Hersteller sogenannter ViewBoards, und Anwender:innen zusammen. Dabei ging es um viel mehr als Testläufe neuester Technik: Die Ergebnisse der detaillierten Analysen werden in die weitere Entwicklung von Board und Software einfließen.

Schulung der angehenden Lehrer*innen an der Universität Oldenburg zur digitalen Tafel

Schulung der angehenden Lehrer*innen an der Universität Oldenburg zur digitalen Tafel

Insgesamt 14 Evaluationen haben die 50 angehenden Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen des Projekts erstellt. Unter dem Seminartitel „Evaluation von inklusiven Lernsettings mit digitalen Medien“ testeten verschiedene Einsatzmöglichkeiten der interaktiven Tafel und der dazugehörigen Software. Dabei orientierten sie sich an ihren Fachrichtungen.

Dazu hatte ViewSonic dem Institut ein halbes Jahr lang kostenlos drei mobile ViewBoards zur Verfügung gestellt. Das ViewSonic-Trainer-Team war von Beginn an dabei. Es leistete nicht nur technischen Support, sondern wies die Studierenden zu Semesterbeginn in den Umgang mit den Boards ein und half bei Fragen weiter. Und davon ergaben sich im Laufe der Forschungsarbeiten viele. Warum eigentlich, wo doch PC, Tablet und Smartphone in nahezu hundert Prozent der Haushalte vorhanden sind? Ein interaktives Display ist eben kein PC mit übergroßem Bildschirm oder eine Kreidetafel 2.0. Es ist ein komplexes Multifunktionsgerät, das viele Funktionen aus der Präsentationstechnik vereint. Es kann flexibel mit Laptop, PC oder Smartphone genutzt werden. Das Besondere:  Das Board wurde für den interaktiven Unterricht konzipiert und soll mehr können als Beamer, Overheadprojektor und Tablet.

Spielerisches Lernen – macht auch für Lehrkräfte Sinn

Mit Schüler:innen zu interagieren und neue Unterrichtsmethoden zu erproben, braucht Wissen und Übung, auch in Sachen digitaler Technik. So lassen sich die Potenziale des Boards ausschöpfen und auch jene Funktionen anwenden, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich interaktive Tafeln nicht von einem Handy oder dem PC, die ebenfalls in ihrer vollen Bandbreite erst dann zugänglich sind, wenn man sich mit der Software beschäftigt hat. Wer mit digitaler Technik aufwächst, tastet sich meist spielerisch an sie heran, bis sie sicher beherrscht wird und man mit ihr vertraut ist – so sehr, dass sich der Weg in die Routine, im Nachhinein betrachtet, fast wie von allein geebnet hat. Momente des Scheiterns gehören einfach dazu. Genauso wie Neugierde und die Lust am Experimentieren – eine Erkenntnis, die sich auch im Laufe der Forschungsseminare herauskristallisierte, wie Ines Oldenburg bestätigt: „Für uns Nicht-Informatikerinnen und Nicht-Informatiker ist diese Freude am Ausprobieren gar nicht selbstverständlich. Man hat ja immer Angst, man macht was kaputt oder bringt das System zum Absturz. Und hier haben wir jetzt gelernt: Ausprobieren macht Spaß!“

Warum man sofort loslegen kann – und trotzdem mehr Zeit braucht

Dass es Zeit braucht, bis wirklich alle Funktionen des ViewBoards beherrscht werden, ist auch den Technikaffinen unter den Studierenden schnell bewusst geworden. Zwar kann man als ungeschulte Lehrkraft nach etwa 45 Minuten Einweisungszeit die grundlegenden Bedienungsschritte umsetzen. Doch um einen guten digital gestützten Unterricht zu leisten, braucht es mehr Support. Und das am besten schon während der Lehramtsausbildung.

Schüler:innen mit unterschiedlichen Medien und elementaren technischen Anwendungen vertraut machen sowie deren verantwortungsvollen Einsatz, das ist Aufgabe der Schulen und im Kerncurriculum verankert – auch und gerade in einer Welt, aus der Smartphone, Tablet und Co. nicht mehr wegzudenken sind. Dafür braucht es jedoch Kompetenzen aufseiten der Lehrkräfte, zum Beispiel im Umgang mit der digitalen Tafel, wie Pia Schubert, die Sport und Politik auf Gymnasiallehramt studiert, bestätigt: „Ich muss schon im Vorfeld in der Lage sein, das Board zu bedienen, um auch meine Unterrichtsziele erreichen zu können. Und deswegen finde ich es wichtig, dass sich Lehrkräfte mit dem Thema beschäftigen, damit sie dann auch wirklich das erreichen können, was gefordert wird, und auch Anforderungen erfüllen können, die im Kerncurriculum stehen.“

Was ist der Unterschied zwischen interaktiver Tafel und Beamer?

Wird das Potenzial der digitalen Tafel genutzt, kann sie weit mehr sein als eines von vielen Medien, mit denen sich Lerninhalte vermitteln lassen. Sie bietet den „Mehrwert der Interaktivität“, so ein Fazit von Ines Oldenburg aus der Forschungsarbeit. Um „Ergebnisse an die Wand zu werfen“, würden auch Laptop und Beamer ausreichen. Mit dem Board könnten sich Schüler:innen in den interaktiven Prozess einbringen. So stünden Lernenden nicht nur verschiedene Lernwege zur Verfügung. Das Einbinden von Filmen, Audiodateien oder Texten ermögliche Schüler:innen und Schülern auch, mit der Lehrkraft an der Tafel zu interagieren, hob die Professorin das gemeinschaftliche Potenzial der Arbeit an dem Board hervor: „Denn gelingendes Lernen geschieht immer miteinander, in der Kooperation.“

Miteinander ins Gespräch kommen, Themen diskutieren und gemeinsam Projekte erarbeiten – in den beiden Forschungsseminaren lernten die Studierenden, ihre Unterrichtsideen mit der digitalen Tafel umzusetzen oder auch klassische Lernmethoden, um digitale Anwendungen zu erweitern. Das Ziel: die Schüler:innen aus der Konsumentenrolle in einen möglichst selbst gestalteten, aktiven Lernprozess führen. „Für mich persönlich habe ich gelernt, dass Unterricht viel interaktiver sein kann, als man denkt“, resümierte Tabea Girke, die Biologie und Physik für die Sekundarstufe II studiert: „Ich habe schon oft mit Beamern im Unterricht gearbeitet, aber damit wirft man Präsentationen im Unterricht nur an, gestaltet ihn aber nicht interaktiv. Und jetzt haben wir viele Möglichkeiten ausgeschöpft und neu entdeckt, wie wir mit den Schüler:innen zusammen den Unterricht gestalten können.“

Ist die digitale Tafel mehr als nur ein smarter Ersatz für Tablet, Beamer und Kreidetafel?

In kleinen Teams hatten sich die Student:innen den Forschungsfragen gestellt, speziell für ihre Schulform und für ihre Schulfächer – von Deutsch über Naturwissenschaften bis hin zu Religion und Sport, anschließend wurden die Geräte und integrierten Tools praktisch getestet. Dabei entwarfen die Studierenden neue Unterrichtsformate – immer auf der Suche nach Antworten auf eine grundlegende Frage: Ist die digitale Tafel mehr als nur ein smarter Ersatz für Tablet, Beamer und Kreidetafel?

Angehende Lehrerin bei der Präsentation der Ergebnisse an der digitalen Tafel

Angehende Lehrerin bei der Präsentation der Ergebnisse an der digitalen Tafel

Inklusiver Unterricht / Sonderpädagogik

Natascha-Rebecca Harms, Sandra Timm und Nicole Winter erprobten beispielsweise den Sachunterricht mit inklusiv beschulten Schüler:innen. Mithilfe des digitalen Displays sollten sich die 8- bis 13-jährigen Wissen über den Körperbau einer Milchkuh selbstständig erarbeiten. Im Zentrum der Forschungsarbeit standen die Möglichkeit interaktiver Lernerfahrungen, das Erstellen lern wirksamer Tafelbilder und das Testen der Interaktionsfähigkeit von Display und den Tablets der Schüler:innen. So lösten Grundschüler:innen im „Studienunterricht“ auch ein Quiz direkt am Board. Das Fazit: Die Aufgabe machte den Kindern nicht nur Spaß, sie konnten nach konzentrierter Arbeit an der digitalen Tafel und ihren Endgeräten schließlich alle Körperteile der Milchkuh benennen und richtig zuordnen.

Je mehr Sinne angesprochen werden, desto besser kann der Unterricht in Inklusionsklassen gelingen, war sich eine Studierendengruppe aus dem Fachbereich Sonderpädagogik einig. Digitale Tafeln würden bisher in der Sonderpädagogik nicht viel genutzt, vielmehr stünden haptische Materialien im Vordergrund, schon allein, um die oft kaum über fünf Minuten reichende Aufmerksamkeit der Schüler:innen zu halten.  Anhand der Lernapps „Anton“ und „Quizmaker“ wurde jedoch deutlich, dass auch Inklusionsschüler:innen mit der digitalen Tafel die Chance erhalten, über die private Handynutzung hinaus Medienkompetenzen zu erwerben. So sei das Zeichnen von Zahlen und Schriftzeichen mit dem Stift des ViewBoards oder mit dem Finger ein erstes Erfahren von neuem Wissen. Mehr zum Thema Inklusion erfahren Sie hier.

Mathe und Physik

Den fachspezifischen Einsatz des ViewBoard in verschiedenen Schulformen erprobten Tabea Girke, Fiona Höglsperger, Aaron Scheltwort, Emanuel Schwarz und Melina Steinberg-Kaup. Das Forschungsteam analysierte, ob die Software des Geräts flexibel genug ist für die Erfordernisse im Matheunterricht – und was Lineal, Geodreieck und Co. sowie Tabellen- und Diagramm-Tools leisten. Als Beispiel für den naturwissenschaftlichen Unterricht stellte das Team dar, wie sich Reihen- und Parallelschaltung anschaulich am ViewBoard darstellen lässt, und brachte Ideen für mehr Interaktivität und leichteres Bedienen des Boards ein. Das ViewSonic-Team hörte interessiert zu und füllte die To-do-Liste für die Kolleg:innen in der Entwicklungsabteilung mit Ideen und Wünschen künftiger Anwender:innen. Ein Hinweis vom Trainer: Über den im Board integrierten Browser lassen sich Programme für den Geometrieunterricht nutzen. Diese bieten viele zusätzliche, leicht bedienbare Werkzeuge. Hier mehr Tipps dazu.

Fremdsprachen

Anna Sophie Böseler, Gesa Bossen, Jenny Hinrichs, Katrin Hanekamp und Luise Kleimann hatten die fächer- und jahrgangsspezifische Anpassungsfähigkeit der digitalen Tafel unter die Lupe genommen und erprobt, ob sich neue Vokabeln lern wirksam mit dem Board einführen lassen. Die Antwort war ein klares Ja. So machten die per digitaler Tafel angezeigten Vokabelkarten nicht nur die gedruckten Varianten entbehrlich. Das einfache Verschieben von Elementen eröffnete viele didaktische Möglichkeiten wie die Text-Bild-Zuordnung, das Training der Schreibweisen und auch spontanes Hinzufügen weiterer Vokabeln. Lesen Sie hier mehr über die digitale Tafel im Fremdsprachenunterricht.

Deutschunterricht

Wie gelingt an der interaktiven Tafel die Umstellprobe im Deutschunterricht? Das probierte eine weitere Gruppe Studierender aus. Statt Sätze in verschiedenen Varianten an die Tafel zu schreiben oder auf die Filztafel zu bannen, schoben sie virtuelle Satzgliedkarten mit einem Fingerwisch hin- und her. Allerdings begannen die Sätze nach der Umstellung der Karten nicht automatisch mit einem Großbuchstaben – das anfängliche Manko wandelte sich im Laufe der Diskussion in eine Aufgabe zum Selbstdenken für die Schülerinnen und Schüler, die nötige Korrekturen dann an der Tafel selbst vornehmen können.

Textiles Gestalten und mehr

Ein noch ungewöhnliches Einsatzfeld für das interaktive Display ist der Unterricht im textilen Gestalten. Eine Gruppe erprobte, wie sich in der Sekundarstufe I. mit digitalen Tafelbildern Schnittmuster erarbeiten, virtuell Farben mischen und Handlungsschritte visualisieren lassen.

Auch der Einsatz von Bildern und Apps im Sport und im Religionsunterricht sowie das Sichern von im Unterricht erarbeiteten Ergebnissen und das Übertragen klassischer Unterrichtsentwürfe auf die Arbeit mit dem ViewBoard wurde in Forschungsgruppen evaluiert.

Was ist das Ergebnis der Untersuchung?

Das Team von ViewSonic zeigte sich beeindruckt von den detaillierten Analysen. „Wir haben auf jeden Fall unsere Hausaufgaben notiert und werden sicherlich einige der guten Ideen aus diesem Seminar umsetzen”, sagte Phillip Meier. Wie tief er in der Materie steckt, zeigte der Trainer während der Seminartage: Schnell half er bei Problemen, beantwortete Fragen und gab Auskunft über neue Entwicklungen wie die digitalen 85-Zoll-Displays mit magnetischer Oberfläche zum Anbringen von Arbeitsblättern oder Notizen. Auch das Beschreiben mit Whiteboardstiften sei je nach Modell möglich. Ebenso können Tafeln an der Wand montiert und um Seitenflügel ergänzt werden – insofern werden die Displays in vielerlei Hinsicht den im Forschungsseminar geäußerten Anforderungen gerecht.

Aber zuweilen staunte auch der Trainer, in welche „Winkel“ der Software die Studierendenteams vorgedrungen waren. „Es war wunderbar zu sehen, wie kreativ die Studierenden mit den Features umgegangen sind, die das ViewBoard bereits bietet. Die Ergebnisse können wir auch anderen Lehrkräften als Tipps mit an die Hand geben.“

„Das ViewBoard ist eine vielversprechende Möglichkeit, den Unterricht lern wirksamer zu gestalten“, so ein Ergebnis der Evaluationen. Weiter bescheinigten die Studierenden dem Board, dass es die kognitiven Fähigkeiten und die Medienkompetenz fördere, aber auch das Entwickeln von Problemlösestrategien. Zu ihren Wünschen und Ideen zählten Pop-up-Fenster mit Erläuterungen zu Funktionen des Boards, das leichtere wiederholte Abspielen der Audiospur sowie weitere intuitive Bedienelemente.

Ines Oldenburg, Professorin für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Didaktik des Sachunterrichts an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Ines Oldenburg, Professorin für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Didaktik des Sachunterrichts an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

„Wir haben festgestellt, dass sich viel zu wenig Forschungen mit dem Einsatz von interaktiven, digitalen Tafeln im Kontext Schule beschäftigen“, beschreibt Ines Oldenburg den derzeitigen wissenschaftlichen Stand. Die Professorin will weitere Forschungsprojekte dazu zu erarbeiten und fühlt sich in der Entscheidung bestärkt, dieses Lehrformat weiterzuführen. Das bedeutet: „Kooperationen mit Firmen zu suchen, im Rahmen von User-Experience aktuelle digitale Tools mit Studierenden zu erproben und Studierenden im Bereich der Lehrerbildung weiterhin forschendes Lernen zu ermöglichen.“

Das Entwickeln von anwendergerechten Produkten ist keine Einbahnstraße, es lebt vom Feedback der Nutzer:innen. „Wir sind die User, und wir müssen ja im Grunde genommen den Firmen spiegeln, was wir brauchen“, betont Ines Oldenburg. „Dann können wir auch gute Produkte erwarten. Und diese Zusammenarbeit war auch für Studierenden ein tolles Erlebnis. Für mich übrigens auch!“

Weitere Infos zum Einsatz interaktiver Tafeln im Klassenzimmer finden Sie hier. In unserem EdTech-Blog.

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